Win-Win durch Factoring

Als junge Gründer eines Unternehmens kennt ihr es vielleicht: Ihr habt eure Dienstleistung erbracht oder das Produkt geliefert, eventuell sind euch hierbei Kosten entstanden und die Zahlungsmoral des Kunden lässt zu wünschen übrig? Für das Mahnwesen bleibt wenig Zeit und ihr benötigt finanzielle Mittel für das nächste Projekt?

Für diese Probleme gibt es eine Lösung: Factoring! Kurz gesagt: Ihr verkauft eure offenen Rechnungen an ein spezielles Factoringinstitut und erhaltet sofortige Liquidität gegen eine geringe Gebühr. Um den Rest kümmert sich das Institut!   

Hier erfahrt ihr alles rund um’s Thema Factoring – was es genau ist, wie es funktioniert, worauf ihr achten solltet, warum durch Factoring sowohl der Kunde, als auch Sie profitieren können und welche Anbieter mit welchen Konditionen in Deutschland existieren.   

Was ist Factoring?

Konkret gesagt ist Factoring der Ankauf von Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen durch eine spezialisierte Finanzierungsgesellschaft oder ein Kreditinstitut (Factor). Die Vorteilhaftigkeit hinsichtlich der Finanzierung liegt darin, dass das Unternehmen über Liquidität verfügen kann, bevor dessen Forderungen fällig sind, und Ausfallrisiko im Wesentlichen auf den Factor übergeht.  

Das Factoring kann je nach Vereinbarung und Anbieter in verschiedene Funktionsgruppen aufgeteilt werden. Zum einen beinhaltet es die Delkrederefunktion (Kreditversicherungsfunktion, Übernahme des Ausfallrisikos), zum anderen die Finanzierungsfunktion (Zuführen von Liquidität, Ankauf und Kreditierung der Forderungen) und die Dienstleistungsfunktion (Verwaltung des Forderungsbestandes, zusätzliche Services).  

Wie funktioniert das Factoring und waruaf sollten Sie achten?

Wie können Sie als Unternehmer nun an dieser Dienstleistung teilnehmen? Zunächst muss eine Forderung gegenüber Ihrem Kunden entstehen durch den Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung. Die Forderung muss veritabel sein, das heißt, sie muss tatsächlich entstanden sein und der Kunde muss existieren. Hierfür trägt der Forderungsverkäufer das sogenannte Veritätsrisiko.   

Ist dies gegeben, wird der Factor die Bonität Ihres Kunden prüfen, da er das Ausfallrisiko tragen muss. Diese entscheidet auch über die Höhe der Gebühr, die Sie an den Factor zahlen müssen.   

Nach erfolgreicher Prüfung wird Ihre Forderung vom Factor angekauft und Sie erhalten den aufgeführten Betrag abzüglich der entstehenden Gebühr etwa einen Tag später.   

Nun ist das Factoringinstitut Eigentümer der Forderung und wird sich daher eigenständig um die Einbringung des ausstehenden Betrages beim Debitor kümmern.   

Da allerdings viele verschiedene Factoringarten existieren, gibt es einige Dinge, auf die Sie achten sollten:  

 

Handelt es sich um ein echtes Factoring?

Handelt es sich um ein offenes oder stilles Factoring?

Sofern die Factoringgesellschaft das Delkredererisiko übernimmt, wird das Verfahren als echtes Factoring bezeichnet, durch das dem Forderungsverkäufer Liquidität und Risikoabsicherung garantiert wird.  

Beim sogenannten unechten Factoring wird die Forderung dagegen lediglich durch Liquidität ausgetauscht, während die Abtretung der Forderung als Sicherheit für den Factor dient. Daher kann das unechte Factoring eher als Kredit bezeichnet werden. Falls die Forderung tatsächlich eingezogen werden kann, dient diese zur Kredittilgung inklusive der zu leistenden Vergütung. In Deutschland wird allerdings seit Jahren fast ausnahmslos echtes Factoring praktiziert. Kennen Sie die Bonität Ihrer Kunden?  

Wahrscheinlich haben Sie besonders als Start-Up noch keine Bonitätsprüfungen all Ihrer Kunden vorgenommen. Beim Factoring ist aber weniger Ihre eigene Kreditwürdigkeit entscheidend, als die Ihrer Kunden. Sieht es mit der Bonität Ihrer Kunden eher düster aus, so könnten hohe Kosten für eine Forderungsabtretung entstehen, da dies das Ausfallrisiko erhöht. Auch ist es möglich, dass gerade Privatpersonen aus dem Ausland nicht einmal geprüft werden können oder auch Unternehmensnamen anders angegeben werden, als diese im Register verzeichnet sind, sodass der Factor eine Forderung eventuell nicht abnehmen wird.   

Beim offenen Factoring wird der Debitor über den Factoringvertrag zwischen Forderungsverkäufer und Factoringgesellschaft informiert und aufgefordert, die Zahlung direkt an diese zu leisten. In der Regel ist die schuldbefreiende Zahlung auch nur an den Factor möglich.Abtretungsvermerke finden sich meist auf Mahnschreiben oder in den AGBs des Factors.  

Beim stillen Factoring erhalten die Ausgleichszahler keine Information über die Abtretung der Forderungen an einen Factor. Diese wird erst bei Zahlungsverzug vom Forderungskäufer offengelegt, wodurch sich das stille zum offenen Factoring wandelt. Hierbei trägt die Factoringgesellschaft ein deutlich höheres Veritätsrisiko, da diese auf die Verifizierung der Rechnungen verzichten muss, sodass ein Kunde theoretisch nicht existente Forderungen abtreten könnte. Aus diesem Grund werden beim stillen Factoring höhere Sicherheiten vom Verkäufer angefordert sowie eine intensivere Bonitätsprüfung des Ausgleichszahlers durchgeführt, um die Rechtsbeständigkeit der Forderung und die Existenz des Abnehmers möglichst sicher festzustellen.  

Wollen Sie dem Factor alles überlassen?

Kommt Ihr Business für's Factoring in Frage?

Häufig handelt es sich bei Factoringverträgen um die langfristige, laufende Abnahme aller entstehenden Forderungen eines Kunden. Achten Sie also beim Vertragsschluss darauf, ob Sie dem Factor alle offenen Rechnungen automatisch verkaufen möchten oder aber jede Rechnung individuell und manuell abtreten möchten.  

Je nach Anbieter bestehen unterschiedliche Kriterien für den Abschluss eines Factoringvertrags.   

Die Kriterien können sich auf Mindestumsätze, Mindestsummen pro Rechnung, bestimmte Merkmale Ihrer Kunden (B2B/B2C, Ausland/Inland, Bonitäten) oder auch auf die Wahl Ihrer eigenen Rechtsform beziehen. Hier müssen Sie also zunächst den richtigen Anbieter finden und sodann die Eckdaten prüfen.  

Warum Win-Win durch Factoring?

Eigenkapitalquote und Rating:

Gerade bei Start-Up-Unternehmen ist die Eigenkapitalquote meist eher überschaubar. Beim echten Factoring werden offene Forderungen im Gegensatz zu Krediten sofort in Eigenkapital umgewandelt, was das Rating des eigenen Unternehmens und somit auch das Ansehen gegenüber Banken verbessert.   

Liquidität:

Ihr erhaltet sofortige Liquidität und könnt diese für Neuinvestitionen nutzen, statt auf Zahlungseingänge warten zu müssen.  

Wettbewerbsfähigkeit:

Durch Factoring könnt ihr euren Kunden ohne Risiko lange Zahlungsziele gewähren über den Kauf auf Rechnung, was euren Shop besonders attraktiv macht und sowohl Sie, als auch den Kunden freut.  

Entlastung:  

Der Factor übernimmt meist von der Rechnungsstellung über das Debitorenmanagement bis hin zum Inkassoverfahren alle Aufgaben, wodurch ihr euch auf eure Kernkompetenzen konzentrieren könnt.  

Welche Anbiter gibt es in Deutschland?

Wie eingangs erwähnt, gibt es zahlreiche Anbieter, die sich in deren Voraussetzungen, Leistungen und Gebühren unterscheiden. Nicht alle Factoringunternehmen werden auf Ihre speziellen Bedürfnisse zugeschitten sein und der eine „Top-Kandidat“ existiert nicht Hier finden Sie unsere Top 5 im Vergleich:

Anbieter:

Voraussetzungen:

 Auszahlung:

 Gebühren:

Ideal für:

Nutzerbewertung auf Factoringpilot.de:

zum Anbieter 

 billie.io Registrierung im Handelsregister vor mind. 1 Jahr, Mindestumsatz 50.000  100% abzgl. Gebühr am nächsten Tag ab 0,7% auf den Rechnungsbetrag KMU und Selbstständige mit Mindestumsatz von 50.000  4/5Billie.io
 aifinyo.de
Rechnungen ab 1€, auch für Freiberufler, keine Handelsregistereintragung
erforderlich
100% abzgl. Gebühr innerhalb weniger Tage 0,5% bis max. 4,67% auf den Rechnungsbetrag KMU, Freiberufler, Selbstständige 3,9/5aifinyo Factoring  
 fundflow.de
Rechnungen ab 1€, auch für Freiberufler, keine Handelsregistereintragung
erforderlich, Maximalbetrag 20.000€/Rechnung, maximal 60 Tage Zahlungsziel
100% abzgl. Gebühr am Folgetag ab 2,8% auf den Rechnungsbetrag KMU, Freiberufler, Selbstständige 4,9/5Fundflow Factoring
 svea.com Mindestumsatz 50.000  100% abzgl. Gebühr innerhalb weniger Tage
Startgebühr einmalig 250€, Jahresgebühr 500€, 10€-15€
pro Rechnung
KMU, Selbstständige mit höheren Rechnungsbeträgen, da keine prozentuale Gebühr
berechnet wird
4,1/5  Svea.com

 

Dies ist ein Artikel von Jan Becker und Simon Fiedler.

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